Montag, 28. April 2014

Chartres und die Vorbereitung eines neuen spirituellen Zeitalters


In Zusammenhang mit der Schule von Chartres sprach Rudolf Steiner im Jahre 1924 darüber, dass es am Ende des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts wichtig sein würde, dass unterschiedliche Anschauungen und Strömungen zusammenarbeiten und sich für die Spiritualisierung der Gesellschaft einsetzen. Für ihn war diese Aufforderung unmittelbar mit der Aufgabe der Anthroposophie verbunden. Der Heilpraktiker und Seminarleiter Robert Böhm, der sich nicht als Anthroposoph versteht, schilderte in einem langen Gespräch mit Griet Hellinckx welches Wissen, welche Erfahrungsräume und welche Aufforderung die Kathedrale von Chartres aus seiner Sicht für unsere Zeit bereit hält.  Aus der Fülle hier einige Einblicke.

Warum ist die Kathedrale von Chartres etwas Besonderes?

Robert Böhm : Die Kathedrale von Chartres ist eines der außergewöhnlichsten spirituellen Bauwerke in Europa. Von ihrer Kraft her ist sie vergleichbar mit der Pyramide von Gizeh und dem Lichttempel von Stonehenge in England. Seit Jahrhunderten, vielleicht seit Jahrtausenden ist Chartres ein religiöses und energetisches Zentrum, wo die Kraft des Ortes in der Architektur zum Ausdruck kommt. Die Kathedrale ist, bildlich gesprochen, der von Licht durchdrungene Stein Gottes: die leuchtende Materie.
Sie erinnert uns daran, dass es auch in Europa Einweihungssysteme gab, in denen der Mensch sein inneres Zentrum, sein wahres Wesen finden konnte. Wenn man die Kathedrale durch das Königsportal der Weisheit betritt, liegt einem das berühmte Labyrinth zu Füßen. Es weist hin auf den Lebensweg des Menschen – mit allem Auf und Ab, Vor und Zurück, mit all den hellen und dunklen Seiten, den alten Vorstellungen und Urteilen. Dies kann beim bewussten Beschreiten zutiefst erlebt werden. 
Es ist ein Weg durch Raum und Zeit, der kein Ziel hat, außer, dass derjenige, der ihn geht, bei sich selbst ankommt und seine wahre Natur erkennt.

Wie lässt sich erklären, dass diese Kathedrale in so kurzer Zeit errichtet wurde, scheinbar ohne Vorlauf und so dass sie auch heute noch eine Wirkung ausübt?


 Es ist historisch überliefert, dass in 1194 die damalige Kirche durch ein Feuer zerstört wurde. Bauhelfer aus ganz Europa bauten sie innerhalb von nur 32 Jahren in ihrer jetzigen Form wieder auf. Wenn man darauf schaut, wie innerhalb von einem sehr kurzen Zeitraum in Frankreich mehrere solche gotische Kathedralen errichtet wurden, fragt man sich tatsächlich wie dies möglich war.
Ich halte es für wahrscheinlich, dass die damaligen Baumeister nicht in einem üblichen Raum- und Zeiterleben eingebunden waren. Der damalige Impuls wurde viele Jahrhunderte vorher vorbereitet. Es ist kein Zufall, dass auch jetzt 800 Jahre später diese Kathedralen lebendig und wirkungsvoll, den Menschen als Einweihungsorte zur Verfügung stehen. Sie sind wie ein Labor, wie ein Spiegelkabinett, Forschungsstellen.
Wenn es für die Handwerker nur eine äußere Lohntätigkeit gewesen wäre, hätte man die Kathedralen nie errichten können. Es war das innere Feuer daran beteiligt. Dies wurde von einem Meister entfacht. Dein Platz auf der Baustelle, in der Harmonie  des Gebäudes hat sich wahrscheinlich entsprechend deinem Talent und der Intensität dieses inneren Feuers ergeben. Bei der Arbeit wurde viel über Gemeinschaft gelernt. Du konntest zuschauen und erleben wie dieses Gebäude nur gemeinsam errichtet werden konnte. Du durftest sowohl im Außen wie im Innen lernen und dieses Lernen konnte frei strömen. Werkzeuge und Materialien waren vorhanden, und das zu einer Zeit, in der du auf der Strecke von Paris zum Mittelmeer 50-mal Wegezoll bezahlen musstest, in einer Zeit, in der es noch Leibeigenschaft gab.

Es gab mehrere tausende Jahre alte Ost-West-Wege durch Europa. Es führte ein uralter Pilgerweg von Krakau nach Wales. Es gab einen mittleren Weg in die Bretagne und es gab den Jakobsweg. Immer wenn man von West nach Ost läuft, ist man der magnetischen Anziehung der Sonne ausgesetzt, d.h. du läufst in eine riesige untergehende Sonne, die das Bewusstsein in dir weitet und öffnet. Es handelt sich um einen Natureinweihungsweg, der auf dem Instinkt basiert und auf einem Kraftfeld der Physis. Am Ende dieser Wege erreichst du gewissermaßen das Ende der Welt, weil dort das Land aufhört. Du stehst vor dem Ozean und siehst die Sonne, die du jetzt so viele Tage lang gefolgt bist, am Horizont untergehen und du fragst dich „und wie geht es jetzt weiter?“. Es wird Nacht und während die Sonne untergeht, gibt es nur noch die goldene Straße auf dem Wasser, so als würdest du übers Wasser, übers Licht laufen müssen. Es ist ein Zustand, der dem physischen Tod entspricht. Es ist die Station, in der du bewusst in die nächsthöhere Welt, in die seelische Welt eintauchen musst. Es ruft dich auf: „Mensch, finde dich in deiner Seele wieder“. Wenn du in Compostela an der Kathedrale ankommst und du schaust dir Jakob an, dann siehst du, dass er wie Jesus aussieht. In der Überlieferung heißt es, dass er der Bruder von Jesus ist. Diese Darstellung ist ein Hinweis auf das Christusprinzip, auf den kosmischen Menschen. Heutzutage pilgern viele Menschen nach Compostela, aber sie laufen nicht zurück. Der eigentliche Einweihungsweg, der nach dem Erleben eines Endpunktes erst anfängt, ist der Weg in die aufgehende Sonne. Der sollte in unserer Zeit aufgegriffen werden.  
Wenn die Pilger damals wieder zurückgegangen sind, haben die alten Baumeister an Brücken und Kirchen gewartet und sie haben demjenigen, der aus Compostela heimkehrte, intensiv in die Augen geschaut und wenn die genügend geglänzt haben, fragten sie: „Willst du nicht auf die Baustelle nach Amiens? Im Außen kannst Du einen Beruf erlernen und im Innern Gott erfahren.“
In Orten wie Chartres, aber auch in einigen anderen gotischen Kathedralen wie in Amiens, L’Epine, Reims, Laon, Senlis, Rouen und Bayeux, war in das äußere Erscheinungsbild des Christentums ein westlicher Einweihungsweg hineinverwoben. An jedem dieser Orte liegt der Fokus auf einen bestimmten Aspekt des inneren Weges. Diesen gilt es zu lesen und vor allem zu erleben. Chartres ist Höhepunkt und Endpunkt des Einweihungsweges.

Was ist der Zusammenhang dieses Einweihungssystems der Kathedralen mit den christlich-esoterischen Strömungen?

Es ist wenig bekannt, dass es auch auf dem Grundgebiet Europas verschiedene Einweihungssysteme gab. Den Templern war es ein Anliegen, diese Strömungen zusammen zu bringen und Strukturen und Formen vorzubereiten, die ein Zusammenwachsen Europas ermöglichen würden. Dazu gehörten das Errichten eines Banksystems ebenso wie neue Politik- und Wirtschaftsformen, aber eben auch die spirituelle Schulung. Es ist die Hintergrundarbeit, die Europa geformt hat. Die Kathedralen sollten in diesem Zusammenhang angeschaut werden. In ihnen ist der energetisch-spirituelle Aspekt bewahrt geblieben. Wenn man Rudolf Steiners Werk betrachtet, sieht man, dass es ihm ebenfalls darum ging, spirituelle Strömungen zusammen zu führen und ein Zusammenwirken zu fördern.

Ähnlich wie der Pilger, der auf die untergehende Sonne schaut, sind wir als Menschheit an einem Endpunkt angekommen. Wie sieht unsere gemeinsame Wende aus? Welchen Weg gilt es in unserer heutigen Zeit zu beschreiten?

Es ist tatsächlich Zeit für eine Wende, für einen shift in eine neue Ebene hinein. Die ersten erwachenden Strömungen gab es bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schon zu der Zeit haben die Meister aus dem Osten ihre Schüler in den Westen geschickt. Wir sind jetzt in einem Übergang, in einer sensiblen Reinigungszeit. Das ist heftig für die Menschen. Die Realität wird völlig anders. Verborgenes kommt ans Tageslicht. Die Zeit fließt anders. Die inneren Räume funktionieren anders. Viele Menschen wachen auf ohne Vorbereitung.
Nach dem Ende des sogenannten dunklen Zeitalters, des Kali Yuga geht es darum, die immer vorhandene Ganzheit wieder zu erfahren. Die Ganzheit existiert bereits immer als Wirklichkeit, aber die individuellen Bewusstseinsformen der Menschen können sie nicht wahrnehmen. Teilweise sind es karmische Prägungen, die den Blick auf die Ganzheit versperren. Es ist keine Frage des Lernens, sondern des Entdeckens. Das holografische Feld der Kathedralen kann dabei helfen, den Aspekten der Ganzheit zu begegnen. Interessanterweise funktioniert dies bei allen Menschen, die sich auf die energetische Ebene dieser Bauwerke einlassen. Sie können allen Menschen ein Spiegel sein.

Rudolf Steiner sprach bereits Anfang des 20. Jahrhunderts davon, dass die Menschen unserer Zeit unbewusst über die Schwelle zur geistigen Welt gehen würden. Ein solcher Schritt wurde in früher in den Mysterienstätten sorgfältig vorbereitet und konnte nicht ohne Begleitung von sogenannten Hierophanten stattfinden. In der heutigen Zeit sind es nicht mehr gut vorbereitete Mysterienschülerinnen und –schüler, die diesen inneren Weg beschreiten, sondern die ganze Menschheit. Wie Joseph Beuys es formulierte: „die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt.“ Da ergibt sich doch ganz dringend die Frage, wo Unterstützung herkommt in dieser Zeit der Verwandlung.
 
Die französischen, gotischen Kathedralen, in Form des Sternbilds der Jungfrau angeordnet, sind ein Vermächtnis früherer Jahrhunderte um uns heutige Menschen zu unterstützen. Allen denjenigen, die damals damit zu tun hatten und allen, die auf einem westlichen Einweihungsweg gingen oder gehen, denen kommt unweigerlich eine gewisse Erinnerung, wenn sie in diese Energiefelder eintreten. Diese Menschen öffnen sich. In den Kathedralen werden Dinge im Menschen aktiviert, die die Grenzen des Bewusstseins weiten, so dass man die eigenen Grenzen überschreitet und sich selbst erforschen kann. Es sind immer noch funktionierende Forschungsstellen. Die Einweihungskraft ist in vielen dieser Kathedralen noch lebendig. All dies geschieht auch heutzutage noch jenseits der Worte, denn es handelt sich um Erfahrungen, die die Kraft der Verwandlung in sich tragen.
Wenn die Kathedralen im feinstofflichen nicht mehr funktionieren, ist es zum Beispiel weil der Krieg dort was grundlegend zerstört hat. Es gibt bereits tote Kathedralen. Die lassen sich nicht wieder beleben.
Es ist jetzt an der Zeit, dass wir Menschen in uns selbst die Kathedrale finden. Nicht nur die Seele, sondern auch die Zellen erwachen. Das ist auch ein Aspekt dieser Bauwerke, dass du dort lebendige Materie erleben kannst. Was ungeheuer wichtig ist, weil die Menschen sich in ihrem eigenen Leib eingesperrt fühlen. Wird die Materie lebendig, dann ist der Körper keine Höhle und kein Gefängnis mehr. Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich fragt, was der Körper eigentlich ist. Man wertet den Körper noch zu sehr ab.
Das weibliche Prinzip muss wieder errichtet werden. Wir verstehen den Körper, die Materie und die Erde nicht. Den Tempelrittern, die in Zusammenhang mit dem Bau der gotischen Kathedralen stehen, war die Harmonie zwischen den männlichen und weiblichen Kräften wichtig. Somit sind diese gotischen Kathedralen dem Weiblichen gewidmet und zwar nicht wie meistens gedacht Maria, der Mutter, sondern Maria Magdalena, der Partnerin. Aufgrund dessen, was wir inzwischen u.a. durch die Rollen von Qumran über die Essener wissen, kann man annehmen, dass Maria Magdalena eine begabte Frau, eine Eingeweihte war. Männer und Frauen waren in den Einweihungsstätten der Essener völlig gleichwertig.

Ist es auch in der heutigen Zeit noch wichtig, solche Bauten zu errichten?

Ich glaube, dass wir das Kathedralensystem noch eine Weile benutzen können, aber das Neue müssen wir aus der Erfahrung, die wir haben, selbst gestalten. Es werden Menschen auftauchen, die in der Lage sind, wirksame Bauten zu erschaffen, vielleicht nicht in den gleichen Dimensionen, durchaus bescheidener, aber dennoch Orte, wo Gott an erster Stelle steht. Auch jetzt kann dies nur ein Gemeinschaftswerk sein, bei dem jeder entsprechend der eigenen Entwicklung und den eigenen Fähigkeiten beiträgt. Im Idealfall gehen das äußere Tun und die spirituelle, innere Entwicklung Hand in Hand. Es wird nicht unanstrengend. Es wird viel von uns verlangt.
Es geht nicht nur um Orte, sondern um Menschen. Einige Menschen, die sich aufgemacht haben, werden zu einer Art besonderen inneren Kraft kommen müssen. Ohne diese innere Kraft wird sich das Neue nicht verwirklichen. Das Neue wird nicht so sehr auf Emotionen aufgebaut sein. Es geht um Bewusstsein und Liebe und das Herz. Der Mensch muss wissen was das Herz ist und wie nah das Bewusstsein ist. Er braucht die Erfahrung der feinstofflichen Räume. Diese innere Stärke kommt von einer Art Freiheit, einer Gotteserfahrung, in der das Individuum eine Befreiung von sich selbst und für sich selbst erfährt und darin dieses große Ich, das Menschheits-Ich, den Christus erlebt.
Dadurch kann er dann auch seine Mitmenschen völlig anders wahrnehmen. Im Augenblick, kennen wir den anderen gewissermaßen nur im Streit. Wir haben noch gar keine wirklichen Partnerschaften, noch keine wirklichen Ehen. Wir kennen Nähe und das, was es braucht, eigentlich noch gar nicht. Du kannst nicht nach Jahrtausenden Jahren des Krieges erwarten, dass ein Mensch weiß was Partnerschaft ist. Deswegen wird von Meister Eckhart wie von anderen Mystikern betont, dass du zuerst den Gott in dir selbst erfahren musst. Du musst das Zentrum deines eigenen Lebens finden und in deiner eigenen inneren Kraft ruhen, bevor Du auf einen anderen Menschen ohne Abhängigkeit zugehen kannst. Diese Erkenntnis ist ein Geschenk Gottes. Die Kathedrale ist sein Haus. Das Labyrinth, das Licht, der Raum und die feinstofflichen Energien sind seine Werkzeuge. Die Kathedrale ist damals wie heute ein Tempel für die Erfahrung der kosmischen Weltenseele, des Christus.

Am 13. Juli 1924 schilderte Rudolf Steiner wie im 12. Jahrhundert in der Schule von Chartres noch Inhalte der früheren Mysterienschulen gepflegt wurden. Man sprach von „der schöpferischen Kraft der Göttin Natura“. Es gab Unterweisungen über das Leben der Elemente, der Planeten, der Sterne, den kosmischen Ozean sowie über die Geheimnisse des Ich. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich dort dann die aristotelisch geprägte Scholastik, die die Grundlage bildete für das abstrakte Denken, das die nachfolgende Jahrhunderte prägte und der heutige Naturwissenschaft als Grundlage diente.
Laut Steiners Schilderung standen diese aristotelisch gestimmten Gelehrten bereits vorgeburtlich, aber auch während der Zeit ihres Wirkens auf Erden in einem intensiven übersinnlichen Austausch mit den platonisch gestimmten Seelen der Schule von Chartres. In dieser Zusammenarbeit von Seelen, die nicht zur gleichen Zeit inkarniert waren, lag laut Steiner der Samen für eine spätere gemeinsame Arbeit auf Erden, die er am Ende des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts erwartete - eine Zusammenarbeit, die  „die Spiritualität innerhalb der sonst in den Verfall, in den Untergang hineinsegelnden Zivilisation neu pflegt“  und „ein neues spirituelles Zeitalter für die Erdenentwickelung intendiert“. (*)
Wie sieht die spirituelle Zusammenarbeit verschiedener Strömungen zur Vorbereitung eines neuen Zeitalters jetzt neunzig Jahre später aus?

Die buddhistischen Schulen wurden Jahrtausende lang oben auf dem Dach der Welt gehütet, damit es in der Zeit des sogenannten dunklen Zeitalters überhaupt noch ein funktionierendes spirituelles System gab. Im Kali Yuga war der Meister ein Muss. Meister wird es zwar immer wieder geben, aber zum Beispiel der Dalai Lama hat schon gesagt, dass seine Inkarnationslinie aufhören wird. Mit den Linien ist es im Moment wie mit einer Pusteblume. Die Blume verblüht, und in dem Sterben verteilt sie die Samen in die ganze Welt. Es gibt inzwischen überall buddhistische Klöster. Die Lakotas erlauben es, dass Weißen an ihren heiligen Zeremonien wie dem Sonnentanz teilnehmen. Die Strömungen müssen zusammenkommen, weil es in unserer Zeit um das Globale geht. 

Es geht um die Vernetzung und das Prinzip, dass jetzt der ganze Planet gemeint ist und mit dem Planeten sogar unser ganzes planetarisches System.

(*) „Jetzt gilt es (…), die Seelen zu sammeln, mit denen ein spirituelles Zeitalter begründet werden kann, um in verhältnismäßig kurzer Zeit auf irgendeine Weise innerhalb der sonst zugrunde gehenden Zivilisation die Möglichkeit herbeizuführen, dass zusammenwirken in Erdeninkarnationen die Geister von Chartres aus dem 12. Jahrhundert und die mit ihnen verbundenen Geister aus dem 13. Jahrhundert, damit sie im Erdendasein zusammenarbeiten können, zusammenwirken können, um die Spiritualität innerhalb der sonst in den Verfall, in den Untergang hineinsegelnden Zivilisation neu zu pflegen.“ (Rudolf Steiner 13. Juli 1924; GA 237, 6. Vortrag)


Unser herzlicher Dank für diesen Artikel geht an Griet Hellinckx, 
die das Interview mit Robert Böhm geführt hat!
Eine Kurzfassung davon erscheint demnächst in der Zeitschrift "info3".

Mittwoch, 23. April 2014

Das Kathedralensystem der Templer und seine Entwicklungsimpulse für die neue Zeit

Basilika in L´Épine
Im 12. Jahrhundert errichteten die Templer einen Ring von Einweihungskathedralen um Paris herum, die in Wahrheit Maria Magdalena und ihrem Erleuchtungsstrom folgen.
Durch den Zusammenbruch des menschlichen Bewusstseins zur göttlichen Welt im Zeitalter des Kali Yugas, der Welt des Krieges, war es wichtig geworden, dem Menschen ein Haus zu geben, indem er seine Gotteswirklichkeit wieder erleben konnte.
Gleichzeitig war es notwendig, den Menschen eine Erfahrung zu vermitteln, die sich auf die Göttlichkeit der Materie bezieht. Was wäre dafür besser geeignet, als einen lebendigen Lichttempel zu bauen?
Im Zeitalter der Inkarnation des Christus und der letzten 2.000 Jahre, befand sich Europa in einem Zustand endloser aneinander geketteter Kriege und deren Folgen. In diesem letzten Abschnitt des Kali Yugas kam es zu eine exzessiven Körperzerstörung in den Kriegen und der Mensch hatte keinerlei göttlichen Bezug mehr zur Materie und zum Körper selbst. 

Der Zeitpunkt 0 unserer Zeitenwende, der durch die Christusinkarnation symbolisiert wurde, bezieht sich darauf, dass der Mensch jegliche Anbindung an Gott (in seiner dreifachen Erscheinung von Materie, Seele und Geist) verloren hat. Zurück bleibt ein abstraktes, mentales, ich-bezogenes Denken.
Im 12. Jahrhundert zeigte der Kathedralenbau eine neue Ordnung und einen Weg aus dem zerstörerischen Chaos der Welt. Die Erfahrung von wirrer Materie wird auf allen Ebenen in einen kosmischen Gleichklang überführt, die sowohl dem Körper, als auch der Seele und dem Geist, seine Plätze zuweist.
So wurde die Raumerfahrung für den Menschen durch die damals neuen Tempel hervorgebracht: Die Baumeister erschufen einen den Menschen umhüllender Raum, in dem er selbst stehen konnte, um eine Erfahrung von Weite machen zu können. Losgelöst von dem Körperlichen in seinem Bewusstsein und gleichzeitig eine einladende Öffnung für seine körperliche Daseinsform; so dass er sich als Seele in einem Körper wiederfinden konnte.
Ein Hervorbrechen des seelischen Bewusstseins aus dem Körperschlaf wurde so möglich.

Kathedrale von Reims
Im nächsten Abschnitt der Verwirklichung zeigten die Baumeister, dass die Materie selbst aus kristalliner Schwingung bestand. Ja, selbst eine Art von konzentriertem Licht ist. Das transparent-werden der Materie aus der Dichte heraus, befreit den Menschen von der Erfahrung in einem Körpergefängnis eingesperrt zu sein. Die Meister durchbrachen die Wände und erschufen alchimistische Glasfenster, die den Menschen, der in diesem Licht stand, diese alldurchdringende Erfahrung von lichtdurchfluteter Stofflichkeit ermöglichte. Das Prinzip der Materienauflösung, kannst Du in dem Übergang des Lichtes in den Bergen beobachten, wo die ganze Massivität der Bergketten sich langsam und leicht in einem tiefen leuchtenden Blau auflöst. Die Erfahrung eines lichtdurchflutenden Kathedralenraumes durch rote oder blaue Fenster ist atemberaubend.

Der nächste Abschnitt der Meister führt uns auf eine Ebene, auf der die Energie und Lichtausströmung der Erde selbst in der Aufrichtung der eigenen Wirbelsäule als ein Lichtfluss, der alle Welten nach oben durchdringt, erfahren wird. Diese Lichtplätze, an denen die Kundalini der Erde aus der Planetenoberfläche dringt, wurden in allen Jahrhunderten heilig gehalten als das Wasser der Erde. Und so hatte die christliche Familie den Beinamen „Wasser der Erde“ oder „das Blut der Erde“. Wieder bezieht sich diese Erfahrung auf die eigentliche Heiligkeit dieses Planeten. In diesem Sinne hatten die Templer die Rückbindung der menschlichen Erfahrung an die göttliche Welt als Ziel ein Teil dieser Welt und der Materienentwicklung zu sein, ein Teil der menschlichen Entwicklung als Seele und des Auffindens der Liebe in sich selbst und zu guter Letzt die kosmische Erfahrung einer ungeheuren Gotteswelt außerhalb jeder Form.
Glasfenster in Bayeux
Die kosmische Christuserfahrung als Erleuchtungsweg für den Menschen der Zukunft.

Unsere Entdeckungsfahrt durch das Kathedralensystem der Templer ist eine Reise zur neuen Menschwerdung, durch Licht, Energie, Verschmelzung und Meditation – eine Reise, die Dich zu Dir führt und Dir Deine Anbindung an die eigene spirituelle Entwicklung schenkt.
Die Teilnehmer sind Forschende und wandern durch die äußeren und inneren Tempelräume. Im tiefem inneren Erleben entsteht wie von selbst vor Dir der nächste Schritt.
Gemeinsam entfaltet sich so ein spirituelles Abenteuer, was für die Gruppe und jeden Einzelnen immer neu Gestalt annimmt und Verstehen und Wachstum ermöglicht. Herzlich willkommen!

Autor: Robert Böhm